Die letzten Zeugen - Das Buc

KAETHE SASSO


 
 

KAETHE SASSO


Diese Geschichte wurde im Projekt "Die Letzten Zeugen" erstellt.

Am 5. Mai 2008 hat Käthe Sasso, die als Zeitzeugin regelmäßig Schulen besucht, auf der Gedenkveranstaltung am Heldenplatz in Wien gesprochen. Ihre Geschichte hat Katja Seidel vom Team »A Letter To The Stars« aufgezeichnet.

Käthe Sasso wird im März 1926 in Wien geboren. Ihre Eltern sind politisch tätig und engagieren sich gegen die aufstrebenden Nazis. Nachdem ihr Vater zur Wehrmacht eingezogen wird und ihre Mutter stirbt, bleibt Käthe Sasso als 16-jährige in der Widerstandsgruppe »Gustav Adolf Neustadl« aktiv. 1942 wird sie inhaftiert, durchlebt fast zwei Jahre in Gefängnissen, ehe sie 1944 ins KZ Ravensbrück deportiert wird. Käthe Sasso bleibt nach dem Krieg in Österreich, heiratet Josef Sasso – wie sie Widerstandskämpfer. Bis heute engagiert sie sich für das Andenken an die politisch Verfolgten des NS-Regimes.

Ein Leben lang im Widerstand

Käthe Sasso wurde mit 16 Jahren wegen Widerstands gegen das NS-Regime inhaftiert, verurteilt und in das KZ Ravensbrück deportiert.

Käthe Sasso wird am 18. März 1926 als Käthe Smudits im dritten Wiener Gemeindebezirk, in der Dietrichgasse, geboren. Als Kleinkind wächst sie bei ihrer Großmutter Majka in Nebersdorf im Burgenland auf. Diese enge Bindung an die Großmutter ist auch der Grund für ihre Zweisprachigkeit, Kroatisch-Deutsch, die es ihr später erleichtert hat, Russisch zu erlernen, eine Sprache, die ihr immer wieder sehr geholfen hat. In Wien geht Käthe Sasso in der Herzgasse zur Schule und wohnt bei den Eltern in die Eckertgasse 5/18 im 10. Bezirk.

Die Eltern Agnes und Johann Smudits sind beide politisch sehr engagiert, der Vater wird deshalb schon im Jahre 1935, in der so genannten Systemzeit der Jahre 1934 - 38, verhaftet und vier Wochen lang auf der Rossauer Lände inhaftiert. Nach seiner Entlassung wird er aus Wien verwiesen und muss im angrenzenden Niederösterreich leben. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wird Johann Smudits zur Wehrmacht eingezogen, beim Flieger-Bodenpersonal, und kommt nach Russland. Die Mutter bleibt weiterhin – trotz schwerer Krankheit – politisch tätig, und auch die junge Käthe beteiligt sich von Anfang an an der Widerstandstätigkeit.

»Ich hatte eine Lehrerin, meinen Klassenvorstand, die ich verehrt habe. Sie war eine besorgte und liebende Mutter und hat uns immer von ihrer 8-jährigen Tochter erzählt, ich war damals 13 Jahre alt. Und diese Frau trug das österreichische Abzeichen auf ihrem blauen Arbeitsmantel, eine Kokarde, rot-weiß-rot. Zu Hause fragte ich meine Eltern über das Abzeichen. ›Ja, das ist das von der christlich-sozialen Partei, das musst du verstehen‹,  hat man mich aufgeklärt, ›sonst verliert sie wahrscheinlich ihren Arbeitsplatz!‹, denn Arbeitslose gab es damals zu Tausenden. Das konnte ich begreifen. Und wie gesagt, ich hab sie verehrt, diese Frau Klassenvorstand.

Dann kam der 12. März 1938, zwei Tage waren wir nicht in der Schule. Wieder in der Klasse, kommt die Frau Lehrerin, der Arbeitsmantel war der gleiche, aber die Kokarde war nicht mehr drauf. Stattdessen ein großes Hakenkreuz, golden umrahmt. Neugierig, wie ich war, habe ich aufgezeigt und gefragt: ›Bittschön Frau Klassenvorstand, was ist das für ein Abzeichen?‹ ›Ja‹, hat sie gesagt, ›ich bin Blutordensträgerin. Das ist das neue nationalsozialistische Abzeichen.‹ ›Blutordensträgerin?‹ ›Naja, ich war schon illegal bei den Nationalsozialisten. Und dafür ist das sozusagen ein Orden.‹ Da hab ich mich wieder hingesetzt. Nach ein paar Minuten habe ich noch einmal aufgezeigt und gefragt: ›Bittschön, wo ist die Fleißig Litzi, wo ist die Spielberg Inge, wo ist die Fischer Erika?‹ Das waren drei jüdische Mit-schülerinnen in der Klasse, wir haben uns schon seit der Volksschule gekannt. Und diese gutmütige Mutter und Blutordensträgerin hat mich angeschnauzt, ich solle mich sofort niedersetzen, jüdische Kinder hätten in unserer Klasse keinen Platz ... Was wäre, wenn sie eine Jüdin gewesen wäre? Oder einen Juden geheiratet hätte? Hätte sie dann auch so gedacht oder gehandelt? Und damals habe ich mit meinen 12 Jahren begriffen, dass es stimmt, was meine Eltern und die Menschen in der Umgebung meiner Eltern gesagt haben, nämlich, dass Hitler wirklich schlimm ist. Die haben damals schon gesagt, dass er Krieg bedeutet. Und so bin ich in all das reingekommen ...«

Am 8. 7. 1941 stirbt Käthe Sassos Mutter an ihrer schweren Krankheit, Käthe bleibt allein – als einzige Minderjährige – in der Widerstandsgruppe »Gustav Adolf Neustadl«. Die Ziele der Gruppe sind vor allem die Unterstützung von Witwen hingerichteter Widerstandskämpfer mit Lebensmitteln, das Hören ausländischer Radiosender und das Verteilen von Flugblättern gegen den Faschismus. »Man wollte aufmerksam machen, dass es noch Menschen gibt, die sehen, was in Österreich, was in unserem schönen Wien, passiert ist – besonders mit der armen jüdischen Bevölkerung. Wir wollten einfach zeigen, dass es noch Leute gibt, die dagegen sind!«

Einige wichtige Mitglieder der Gruppe waren Emi Tolnay, Teresia Dworschak, Maria Sip, Rosalia Graf und Gatte sowie das Ehepaar Gaida. Sie alle wurden im Laufe der Zeit wegen Hochverrats hingerichtet.

Nachdem Käthe Sasso von einem Spitzel, der von der Gestapo in die Gruppe eingeschleust worden war, denunziert wurde, wird sie am 21. 8. 1942 inhaftiert und bis Oktober auf der »Liesl« eingesperrt, wie das Polizeigefängnis auf der Rossauer Lände genannt wurde. Von dort wird sie in die Schiffamtsgasse überführt, wo sie bis 1943 bleibt. Im Jänner 1943 kommt es zur Verlegung auf das Landesgericht I, wo sie bis zu ihrer Verhandlung am 26. 4. 1944, wenige Wochen nach ihrem 18. Geburtstag, über ein Jahr inhaftiert ist und auf ihre Verhandlung warten muss. Auf Grund von Käthe Sassos Minderjährigkeit zum Zeitpunkt der Verhaftung wird bei ihr eine Ausnahme gemacht, und die Verhandlung vor dem 6. Senat abgehalten, wodurch Frau Sasso dem Todesurteil entkommt – im Gegensatz zu siebzig Prozent ihrer Gruppenmitglieder.

Nach dem Schuldspruch wird Käthe Sasso in das Arbeitserziehungslager Oberlanzendorf gebracht, ein Ort, der für sie unerträglich ist. Alle anderen Mitgefangenen sind junge Griechinnen, Käthe Sasso wird als »Deutsche« von der Lagerleitung bevorzugt behandelt, erhält ein Bett für sich alleine und eine Arbeit in der SS-Kaserne. Doch auch wenn das Überleben für Käthe Sasso in Oberlanzendorf vielleicht leichter gewesen wäre als andernorts, ist die Situation für sie nicht auszuhalten. »Die Griechinnen, die waren viele, und ich war allein. Vielleicht haben sie sogar angenommen ... wenn ich in der Früh zur SS geholt und am Abend zurückgebracht werde, ein Bett allein und ein Leintuch nur für mich habe, das ist doch irgendwie ver-dächtig. Ich hätte auch nicht anders reagiert. Ich hätte ihnen ja nicht erklären können, dass ich ein politisches Opfer bin – ich hätte ja auch ein Spitzel sein können, oder sonst was.« Um wieder mit anderen politischen Gefangenen zusammengelegt zu werden, erwirkt sie bei der SS-Lagerleitung eine Verlegung und kommt zurück auf die »Liesl«.

Von dort wird Käthe Sasso im September 44 nach Berlin gebracht, wo sie zwei Wochen lang – gemeinsam mit im Zuge des Hitler-Attentats eingesperrten Reichstagsabgeordneten aller Parteien – inhaftiert wird. Die Gespräche mit diesen Mithäftlingen geben ihr neue Kraft. Danach wird Käthe Sasso in das KZ Ravensbrück deportiert, wo sie bis zum Todesmarsch in Richtung Bergen-Belsen am 28. 4. 1945 überleben muss. In der ersten Nacht des Todesmarsches, nahe Wustrow, gelingt Frau Sasso gemeinsam mit ihrer Freundin Mizzi Bosch die Flucht aus der Gruppe und anschließend die Rückkehr nach Wien.

Käthe Smudits heiratet im Jahr 1946 ihren Mann Josef Sasso, ebenfalls ein österreichischer Widerstandskämpfer. Gemeinsam ziehen sie nach Winzendorf, Käthe Sasso bringt drei Kinder zur Welt und lebt bis heute in ihrem Haus in Niederösterreich.

Stille Nacht im KZ Ravensbrück.

Die Zeit im KZ Ravensbrück, diese an sich unbeschreibliche Zeit, versucht Käthe Sasso anhand einzelner Begebenheiten verständlich zu machen. So erzählt sie über Kinder im Winter 44/45: »Einmal kamen 200 ungarische Judenkinder von Auschwitz zu uns nach Ravensbrück. Die Kinder hatten Erfrierungen an den Handerln, an den Zecherln, sie sind ja Wochen unterwegs gewesen – im Dezember 44. So liebe Kinder! Und wir bekamen sie zu uns, auf den 12er-Block, und ich eh` so eine Kinderfanatikerin! Irgendwer hat den Sturmscharführer Pflaum, seinerseits Leiter des Arbeitseinsatzes, gebeten, ob wir an einem Sonntag im Block eine Weihnachtsfeier machen dürfen, für die Kinder. Und er sagte ja. Wir sparten unser Brot zusammen, und manche haben aus irgendeinem Fetzerl und einer Nadel, die sie heimlich gehabt haben, so kleine Pupperl gemacht und all solches Zeug. Und diejenigen, die in Hohenlüchen gearbeitet haben, haben irgendetwas zusammengestohlen, Rüben und ähnliches. Und wir durften wirklich mit den 200 Kindern die Weihnachtsfeier machen. Die Hübner Tini hat von irgendwoher eine Ziehharmonika gehabt, die SS hatte es ja erlaubt. Wir sangen ›Stille Nacht‹ und andere Lieder, Lichterl hatten wir keine – und plötzlich geht die Türe auf und der Pflaum kommt herein. Er hat eine große Tüte, ein Stanitzel, mit Zuckerln dabei, die er dann unter die Kinder geschmissen hat, mit den Worten: ›Damit ihr seht’s, dass auch die SS nicht böse ist!‹ Für viele Kinder waren das die ersten Zuckerl, wahrscheinlich seit Jahren. Und eine Woche darauf sind die Kinder ins Gas gekommen. Eine Woche darauf! Alle tot. Und vor dem 12er-Block ist der Verbrennungsofen, der Schlot, gestanden. Niemand kann sich vorstellen, wie Menschenfleisch stinkt, wenn es verbrannt wird ...«

Käthe Sasso erinnert sich: »Und da war ich soweit, ich hab` nicht mehr können und wollt` am Draht gehen – am Draht, das heißt am Stacheldraht, der elektrisch geladen war, mit Starkstrom. Und jeder, der dort hingegangen ist, ist schwarz geworden wie eine Kohle. Ich war so verzweifelt, ich wollt` mir das Leben nehmen. Die Kinder konnte ich einfach nicht verkraften. Die waren ja drei, vier Wochen bei uns am 12er-Block. Und als ich dort hingegangen bin, zum Draht, kommt eine Österreicherin, die Bertl und fragt was mit mir los ist? Ich sagte ihr – ich kann nicht mehr, ich geh am Draht! Die hat mir rechts eine Watschen gegeben und links eine Watschen, die waren von keinen schlechten Eltern – und ich bin nicht mehr am Draht gegangen. Ich war empört – das Luder! Ein Häftling und haut auf mich. Das war aber das einzige was geholfen hat. Und dann hat sie noch gesagt: ›Glaubst`, wir wollen wieder alle Appell stehen?‹ Weil, wenn einer am Draht gegangen ist, mussten alle Strafappell stehen. Aber das war nicht die Triebfeder, sondern sie wollte mich einfach zurückhalten. Und daraufhin bin ich wieder zurück in meinen Block und habe es nicht getan... Der Pflaum ist dann vom Gerichtshof zum Tode verurteilt worden, ich glaub’ durch Erhängen.«

Eichenrinde und Margarine

In Wiener Neustadt erfährt Josef Sasso, dass eine Frau aus Ravensbrück nach Wien zurückgekehrt ist. Auf der Suche nach seiner Mutter und noch ohne zu wissen, dass diese Überlebende bald seine Ehefrau sein würde, setzt er sich auf das Fahrrad und fährt nach Wien. »Und auf einmal hat so ein Halbverhungerter an meine Türe geklopft und mich gefragt, ob ich weiß, was mit seiner Mutter ist«, beschreibt Käthe Sasso, geborene Smudits, diesen Augenblick. Ein Zufall, Käthe Sasso weiß Bescheid, sie kennt die Frau, die später ihre Schwiegermutter werden sollte: Leopoldine Sasso, eine der Strickerinnen, denen sie und andere das Leben gerettet haben.

»In vielen Lagern war es üblich, dass Häftlinge für SS-Frauen Strümpfe stricken mussten – so auch in Ravensbrück. Vor allem die älteren Frauen strickten tagsüber in einer eigenen Baracke lange, graue Strümpfe für die ›SS-Weiber‹.« Durch organisierte Solidarität gelingt es den österreichischen Widerstandskämpferinnen, mit Hilfe der Blockältesten und der Stubenältesten einige ältere Frauen aus Österreich in dieser Baracke unterzubringen – so etwa Frau Wundsam, Frau Federspiel aus Tirol und eben auch Frau Leopoldine Sasso. Oft müssen die jüngeren Frauen am Abend an den Strümpfen noch nachstricken, um das geforderte Tagessoll zu erfüllen.

In Ravensbrück kommt es ab 1945 regelmäßig zu Selektionen, in denen vor allem ältere und arbeitsunfähige Frauen ausgewählt und anschließend in der »Uckermark« – dem früheren Jugendkonzentrationslager, das 1945 in ein Vernichtungslager umgestaltet worden war – vergast werden. Die »Oma Sasso« hat schon im Alter von 50 Jahren völlig weiße Haare, »schlohweiß, so schöne weiße Haar` hat die gehabt«, wie Käthe es ausdrückt.

Um das Alter der Frauen zu vertuschen, versuchen sich die Ravens-brückerinnen mit einem besonderen Trick zu helfen: »In der Waldkolonne, da gab es Österreicherinnen, die Hanna Sturm, die war der älteste Häftling, und die Lilo Heiss, die war auch schon in der Lichtenburg, die haben Ravensbrück mit aufbauen müssen. Und die haben uns geholfen, harte Rinde von alten, kaputten Eichen ins Lager zu schmuggeln, keine Un-mengen, aber doch genug. Und die haben wir mit den Fingern, mit einem kleinen Stein oder mit dem Scheckl zerrieben; und wenn wir dann eine Margarine bekommen haben, einmal die Woche, dann ist die aufgehoben worden, nicht von allen Häftlingen, sondern eben von uns Widerstandsdingern. Die Margarine haben wir dann mit der Eichenrinde gemischt, und damit haben wir den Weißhaarigen die Haare gefärbt!«  
Durch ein gut organisiertes Netzwerk unter den politischen Häftlingen erfahren die Frauen über Umwege immer rechtzeitig, wann es zur nächsten Selektion kommt, weil »wir konnten natürlich nicht immer die Haare färben«.

Am Ende dieser Erzählung wird Käthe Sassos Stimme noch einmal traurig: »Bitteschön, es ist kein Ruhmesblatt, was ich jetzt erzählt hab’, weil die Zahl hat stimmen müssen. Wenn die gesagt haben, in die ›Uckermark‹ kommen jetzt 50 alte Kranke, wenn sie bei den Strickern, bei den Weiß-haarigen nicht so viele gefunden haben, dann haben sie sie halt vom Revier raus genommen. Die Zahl hat stimmen müssen!«

Lichtblicke in grauenhaften Tagen

Käthe erzählt von raren Glücksmomenten und davon, was einem nach mehr als 60 Jahren immer noch passieren kann ...

»Beim Appell stehen, halb nackert, kalt, der Wind ist gegangen, das hat gedauert von 4 in der Früh solang sie wollten. Die Arbeitskolonnen sind raus, die verfügbaren sind weitergestanden. Die SS-Weiber sind ja warm angezogen gewesen, in ihr Zimmer rein gegangen und wir haben stehen müssen. Und ich zum Beispiel bin, weil ich groß war, immer in der letzten Reihe gewesen, und jetzt muss man sich vorstellen, Schnee, Eis, Regen, alles kommt auf den Buckel runter und du hast keine Unterwäsche, bist schlampig angezogen, ich hatte auch nie ein Häftlingsgwand, weil sie für mich keines mehr gehabt haben. Und wie wir so gestanden sind, in 10er-Reihen, habe ich immer dann, wenn die Aufseherin in die andere Richtung gegangen ist, versucht, der vor mir ein bisserl den Buckel zu reiben. Das war ein Glücksmoment. Es hat sehr schlimme Momente gegeben, aber ein Händedruck, ein freundliches Wort, ein Streicheln, ein mitleidiger Blick von einem anderen Häftling, das waren die Lichtblicke, die Glücksmomente.

So einen Glücksmoment erlebt Käthe Sasso am 5. Mai 2008 am Heldenplatz. Es ist ausgemacht, dass die Widerstandskämpferin dem Moderator der Veranstaltung, Harald Krassnitzer, drei Fragen beantwortet. »Fünf Minuten, nicht länger«. Die erste Frage zu ihrer Verhaftung beantwortet sie so kurz wie möglich. Bei der zweiten Frage ermutigt Harald Krassnitzer sie, länger zu sprechen.

»Und auf einmal, wir stehen da so, ich hab wegen der Kälte einen wärmeren Mantel angehabt, da spüre ich seine Hand auf meinem Rücken, spüre, wie er mir meinen Buckel wärmt. Da hab ich mit einem Mal das Gefühl gehabt, ich steh Appell und hab aus den versprochenen fünf Minuten fünfundzwanzig gemacht! So etwas kann dir nach mehr als 60 Jahren immer noch passieren. Nur einem Buckel eine Wärme geben, das hat oft alles bedeutet.«

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