Die letzten Zeugen - Das Buc
Lieber Andreas Kronewitter! Meine Kollegin und ich haben in den letzten Wochen intensiv gearbeitet. Und zwar an Ihnen. An Ihnen und Ihrer Lebensgeschichte. In unserem Projekt „A Letter to the Stars“ befassen wir uns mit den Opfern, die der Nationalsozialismus forderte. Insgesamt waren es 65.000, und Sie waren einer von ihnen. Alles begann damit, dass wir im Februar 2003 Ihren Namen zugeteilt bekamen. Am Anfang waren wir noch etwas unbeholfen und wussten nicht genau, wie wir die ganze Sache angehen sollten. Doch schon bald änderte sich dies. Im Telefonbuch suchten wir jene Personen heraus, die den gleichen Nachnamen tragen wie Sie. Schon bald kamen wir mit Ihrem Sohn, Wilhelm Kronewitter, in Verbindung. Nachdem wir ihn kurz über unser Projekt aufklärten, war er sehr offen und bereit mit uns über Ihr Leben zu sprechen. Bald kam es zu einem Treffen mit ihm und seiner Frau. Wir durften in verschiedenen Briefen lesen, in Büchern blättern und an seinen persönlichen Erfahrungen teilhaben. Wir waren sehr aufmerksam und haben versucht uns in die Situation hineinzuversetzen. Es war uns ebenfalls gestattet einen Brief Ihres Zellengenossen, adressiert an Ihre Frau, zu lesen, welcher uns sehr interessierte. In diesem Brief beschrieb er Ihren aufrichtigen Charakter, Ihren Fleiß und die großen Sorgen, die Sie sich um Ihren Sohn machten. Natürlich unterscheidet sich mein Leben grundlegend von Ihrem, ich denke jedoch, dass es uns trotzdem gelungen ist, uns vorzustellen, wie Sie die Zeit in Gefangenschaft erlebt haben. Es ist tragisch, was Ihnen und Tausenden anderen wiederfahren ist. Dieses Projekt soll einen Beitrag dazu leisten, dass Menschenmissachtung und Rassenhass, besonders in dieser Form, auf keinen Fall mehr geschehen. Es liegt uns am Herzen mit unserem Projekt ein Zeichen zu setzen und zu symbolisieren, dass wir gegen den Hitlerfaschismus und gegen Rassenhass sind. Wir hoffen mit unserem Projekt Erfolg zu haben und auf allgemeines Interesse zu stoßen. Hoffentlich werden einigen Leuten die Augen geöffnet, und es denken mehr Menschen über die damalige Zeit des Krieges nach und lernen die wichtigen Dinge in ihrem Leben zu schätzen. Eine Zeit in Frieden und Freiheit. Mit vielen herzlichen Grüßen. Ihre Kathi Große-Ophoff und Silke Perstling.