| Folgende Informationen sind von 
        Therese Krakauer        verfügbar: 
            Die Recherche wurde von 
        Judith und Miriam, 14 Jahre, HS Tragwein,  
        übernommen.
               
                | geboren am | 08.12.1887 in Hagenberg |   
                | letzte bekannte Wohnadresse |  |   
                | andere Wohnadresse(n) |  |   
                | Deportation | von Wien nach Izbica am 12.05.1942 |   
                | gestorben | - Todesdatum unbekannt - |  
 Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:
 Der Brief an den/die Ermordete/n :  
            
               
                | Liebe Therese! 
 Wie geht es Ihnen? Wir, das sind Florian, Judith, Melanie, Miriam und unser Geschichtelehrer Herr Mayr, sind dabei Ihre Lebensgeschichte nachzuforschen. Wir wissen um Ihr tragisches Schicksal Bescheid. Es macht uns traurig, betroffen und auch wütend, wenn wir daran denken, wie unglaublich grausam und unmenschlich Ihr Leben beendet wurde. Sie sind ein Mensch von so unbeschreiblich vielen- in Österreich allein fielen mehr als
 65. 000 Personen jüdischen Glaubens dem nationalsozialistischen Terrorregime zum Opfer- und wir wollen Ihrer ganz persönlich gedenken, wir wollen uns an Sie erinnern, indem wir Ihnen diesen Brief schreiben. Zusammen mit Tausenden von anderen Briefen werden wir ihn, angebunden an weiße Luftballons, in den Himmel, zu den Sternen steigen lassen. Ballons mit weißer Farbe, dabei denken wir an Ihren jüdischen Glauben; in jenem besitzt Weiß eine ganz besondere Bedeutung: Es steht gegen das Vergessenwollen und für das Wachsambleiben. Denn wir dürfen nicht vergessen, niemals..
 
 Hier ein Werk von Erich Fried; er war ein jüdischer Schriftsteller und hat wunderbare Gedichte geschrieben.
 
 
 Erinnern
 
 Gegen Vergessen
 Ich will mich erinnern
 dass ich nicht vergessen will
 denn ich will ich sein
 Ich will mich erinnern
 dass ich vergessen will
 denn ich will nicht zuviel leiden
 Ich will mich erinnern
 dass ich nicht vergessen will
 dass ich vergessen will
 denn ich will mich kennen
 Denn ich kann nicht denken
 ohne mich zu erinnern
 denn ich kann nicht wollen
 ohne mich zu erinnern
 denn ich kann nicht lieben
 denn ich kann nicht hoffen
 denn ich kann nicht vergessen
 ohne mich zu erinnern
 Ich will mich erinnern
 an alles was man vergisst
 denn ich kann nicht retten
 ohne mich zu erinnern
 auch mich nicht und nicht meine Kinder
 Ich will mich erinnern
 an die Vergangenheit und an die Zukunft
 und ich will mich erinnern
 wie bald ich vergessen muss
 und ich will mich erinnern
 wie bald ich vergessen sein werde
 
 Aus: Erich Fried, Um Klarheit. Gedichte gegen das Vergessen, Berlin 1985, S. 67.
 
 Liebe Therese, wir wollen Ihnen nun in einigen Zeilen mitteilen, wie die Geschichte der Geschichte weiter verläuft. Nach Ihrem Tod im Jahre 1942 geht die menschenverachtende, unglaublich grausame, mit keinen Worten zu beschreibende Massenvernichtung von Menschen wie Ihnen und uns noch ganze 3 Jahre weiter. Am 2.September 1945 geht der zweite Weltkrieg zu Ende. Er fordert unzählige Menschenleben: 27 Millionen Soldaten fallen, 35 Millionen Menschen werden verwundet, 45 Millionen verlieren ihre Heimat, 25 Millionen Menschen aus der Zivilbevölkerung ihr Leben. Unter jenen allein 6 Millionen Menschen aufgrund ihres jüdischen Glaubens.
 
 Doch dieser Krieg bleibt nicht der einzige. 45 Jahre lang bis 1990 tobt der so genannte „Kalte Krieg“; mitten in diesem erlebt die Welt Kriege an allen Ecken und Enden der Welt, wie in Vietnam, im restlichen Asien oder am Golf. Und auch heute noch gibt es zahlreiche, grausame diktatorische Regime rund um den ganzen Globus. So auch im Irak, einem Staat im Nahen Osten. Hier regiert/e der schreckliche Diktator Saddam Hussein, der zigtausende Menschenleben auf dem Gewissen hat und bei dem Menschenrechtsverletzungen auf der Tagesordnung stehen. Die USA und Großbritannien sind der Meinung, dass Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen besitzt und führen deshalb seit Ende März 2003 einen Krieg gegen ihn und seine Truppen. Wir wissen nicht, wie viele Menschenleben dieser Krieg auf beiden Seiten fordert und wie viel Leid und Chaos er verursachen wird. Wir sind der Meinung, dass von den großen und mächtigen Politikern in der Welt zu wenige ernsthafte Anstrengungen unternommen wurden, eine friedliche Lösung des Konfliktes zu erreichen. Es ist für uns mehr als fraglich, ob ein Krieg einen Diktator beseitigen und Irak zu einer freien Demokratie machen kann.
 
 Wir fragen uns, liebe Therese: Haben wir, die wir heute leben, aus der Geschichte gelernt???
 Es gäbe so vieles, was wir Ihnen noch berichten wollen, in den letzten ca. fünfzig Jahren nach 1945 hat sich so vieles verändert, ist neu geworden. Im Jahr 1948 erhält das jüdische Volk, welches in seiner tausendjährigen Geschichte so viel Leid ausgesetzt war, immer wieder Verfolgung und Diskriminierung erleiden musste und beinahe ausgelöscht wurde, mit der Gründung Israels einen eigenen Staat, eine Art Heimatstätte, das Land seiner Vorfahren. Leider gibt es auch in diesem Teil der Erde keinen wirklichen Frieden, sondern immer wieder kriegsähnliche Zustände und Blutvergießen. Tag für Tag hören wir in den Medien von schrecklichen palästinensischen Selbstmordattentaten und Vergeltungsschlägen der israelischen Armee. Eine nie enden wollende Gewaltspirale, ein Konflikt, der geprägt ist von Hass und Misstrauen.
 
 Liebe Therese, Sie müssen nun denken, dass es in unserer Welt nichts als Gewalt, Hass, Schrecken und Ungerechtigkeit gibt. Sie haben Recht. Noch immer gibt es jede Menge Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, auch in Österreich. In vielen Staaten stehen Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung. Ebenso in unserem Land.
 
 Es gibt aber auch viele Menschen rund um den Globus, Männer, Frauen und Kinder, die Widerstand leisten, gegen Rassismus, Antisemitismus, Gewalt und Hass und die für die Einhaltung der Menschenrechte kämpfen und etwas in der Welt verändern wollen. Es liegt an uns, die wir heute Jugendliche sind, zu verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt und für eine gerechtere, friedlichere, tolerantere Welt zu kämpfen.
 Hier endet unser Brief an Sie.
 
 
 |  Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):  
            
               
                | Damit sich die Geschichte nicht mehr wiederholt – Gedanken für und über die Zukunft „Aufklärung“ der Jugend, über die (eigene) Vergangenheit sprechen – nichts verharmlosen, nichts verschweigen, nichts beschönigen – NIEMALS VERGESSEN!!!
 
 Wachsam sein, sich nicht blenden, „verführen“ lassen, sich nicht zum Werkzeug menschenverachtender Ideologien machen lassen- Grundvoraussetzungen dafür, dass sich die Geschichte nicht mehr wiederholt!!!
 Das allein wird jedoch noch nicht genügen! Aktiv sein und aktiv werden-
 GEGEN Rechts, rechte Gewalt, menschenverachtende Ideologien…
 Zivilcourage zeigen- den Mund aufmachen, nicht (mit)schweigen:
 WER SCHWEIGT, STIMMT ZU!!! –
 
 Hier ein Gedicht von Erich Fried:
 
 Der Besinnliche
 
 Ich will nicht schlachten
 drum wird weitergeschlachtet
 
 Ich will nichts Böses tun
 drum tu ich nichts Gutes
 
 Ich will nicht mitmachen
 drum mache ich nichts dagegen
 
 Ich will von nichts wissen
 drum ist meine Unwissenheit verwendbar
 
 Ich will untätig sein
 drum tut man mit mir was man will
 
 
 Wie wir uns eine „perfekte“ Welt vorstellen:
 
 Keinen Rassismus, keinen Antisemitismus, für die Rechte jedes einzelnen Menschen, für Toleranz, Gemeinschaft, Friede, Freiheit und Gerechtigkeit! Es liegt an uns, die wir jetzt Jugendliche sind, etwas in der Welt zu verändern, zu verbessern, Alternativen aufzeigen, kritisch zu sein und nicht mehr zuzulassen, dass Menschen allein wegen ihres Glaubens, ihrer ethnischen oder sozialen Herkunft, ihres Aussehens, ihrer Hautfarbe, ihrer politischen Meinung, ihrer sexuellen Orientierung usw. systematisch diskriminiert, verfolgt, erniedrigt und schließlich nach Plan fabriksmäßig ermordet werden.
 
 Wir wollen niemals vergessen!!!
 
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