Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Hermann Rubinstein verfügbar:

geboren am 23.02.1907 in
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Theresienstadt am 09.10.1942
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Silke, 17 Jahre, GRG11 Geringergasse 2, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Hier kommt ein kurzes Protokoll zu den Recherchen über Hermann Rubinstein:
Leider war es mir nicht möglich, persönliche Informationen über das Holocaust-Opfer Hermann Rubinstein zu finden. Die einzigen Daten, die ich also zur Verfügung hatte waren die Eckdaten über sein Leben. Die beinhalten seinen Geburtstag, nach dem ich ihn auch aus der Liste der möglichen Leute über die wir recherchieren konnten, ausgewählt habe, seinen Namen, seine letzte Wohnadresse, Simmeringer Hauptstraße 238, und die Daten, zu denen er in ein KZ abtransportiert wurde und dann von dort in ein anderes, sowie die Namen der KZs. Dadurch konnte ich mir errechnen , dass er 35 Jahre alt gewesen ein muss als er nach Theresienstadt gebracht wurde und dass er 2 Jahre dort verbracht hat bevor er nach Auschwitz überstellt wurde. Außerdem hatte ich noch die Information, dass 24 Menschen in dem Haus wohnten, das als seine letzte Adresse angegeben ist, und dass nur 5 davon den Holocaust überlebten.
Ich konnte nicht einmal herausfinden, ob Hermann Rubinstein Verwandte hatte. Es war zwar möglich zu erfahren, dass noch 3 andere Rubinsteins in Simmering wohnten, nämlich Johann, Julia und Charlotte, aber in welcher Beziehung sie zu Hermann standen, war leider nicht herauszufinden.
Was jetzt auf dem Platz steht, wo damals seine Wohnung war, war einfacher in Erfahrung zu bringen. Ich wohne auch in Simmering und deswegen bin in ich meiner Freizeit zu der angegebenen Adresse gefahren. Dort ist heute das Restaurant „Schloss Concordia“. Die deutsche Bedeutung des Namens Concordia war auch einfach zu klären, weil es sich dabei um ein lateinisches Wort handelt und ich diese Sprache lerne.
Auch Informationen über die KZs in denen Hermann Rubinstein die letzten Jahre seines Lebens verbrachte, konnte ich relativ leicht bekommen, da es im Internet einige Homepages mit Fakten über die Lebensumstände und die Behandlung der Insassen dort gibt.
Alles in allem war die Recherche an diesem Projekt nicht immer einfach, aber wirklich interessant

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Hallo Hermann!

Ich heiße Silke, bin 17 Jahre alt und nehme im Rahmen des Geschichte-Unterrichts an meiner Schule an einem Projekt teil, in dem wir Briefe an Opfer des 2. Weltkriegs, so wie dich, schreiben. Wir haben Listen mit Namen bekommen und jeder hat sich einen Opfernamen ausgesucht. Weil du am selben Tag wie ich, nur 79 Jahre vor mir, geboren bist, habe ich mich für dich entschieden.
Leider war es mir nicht möglich, sehr viele Information über dein Leben zu finden, weil bis heute fast keine Daten mehr erhalten geblieben sind.
Was ich weiß ist, dass deine letzte Adresse, bevor du nach Theresienstadt gebracht worden bist, Simmeringer Hauptstraße 238 war. Ich wohne auch im 11. Bezirk und habe mir angeschaut, was heute dort steht. Es ist das Schloss Concordia, das ist ein Restaurant, das für seine Schnitzelspezialitäten bekannt ist, genau gegenüber vom 1. Tor des Zentralfriedhofs.
Irgendwie ist der Name eigenartig gewählt, denn „Einigkeit“ oder „Harmonie“ ist kaum das passende Wort für einen Ort der eine so tragische Vergangenheit hat. Denn er war 1942 die letzte Wohnadresse für 23 weitere Menschen außer dir, und nur 5 davon haben den Holocaust überlebt.
Ich habe leider auch nicht herausfinden können, ob du irgendwelche Angehörigen gehabt hast, oder was mit ihnen passiert ist, aber außer dir haben in Simmering noch 3 andere Rubinsteins gewohnt, Charlotte, Johann und Julia. Vielleicht sind sie ja mit dir verwand.
Ich weiß, dass du am 9.10.1942, also mit 35 Jahren, nach Theresienstadt gebracht worden bist. Weil ich über dein Schicksal dort nichts herausgefunden habe, habe ich versucht, mir anhand von allgemeinen Informationen über dieses KZ ein Bild davon zu machen, wie es dir dort gegangen sein könnte.
Hygiene muss dort ein Fremdwort gewesen sein, weil man sich in einen Raum von 4 Meter Länge und 3 Meter Breite mit 12 Wasserhähnen für 500 Menschen waschen musste und dafür nur 30 Minuten Zeit gehabt hat. Wahrscheinlich waren deswegen auch viele Leute krank. Vielleicht ja du auch.
Auch die Ernährung war für die Menschen im KZ Theresienstadt unter dem Existenzminimum und sie haben sich das wenige Essen, dass sie bekommen haben, auch manchmal aufgespart, damit die Kinder die noch bei ihren Eltern bleiben mussten, noch etwas zu essen hatten.
Manchmal entstanden auch Krankheiten durch das Essen, da es den Nazis egal war, ob die Nahrung verdorben war oder nicht und so ist es sicher oft passiert, dass Menschen an der Ernährung sterben mussten. Einige Krankheiten wurden sicher auch durch „Überträger“ weitergegeben, wie zum Beispiel Läuse oder Flöhe, die sich sicher unter diesen Bedingungen einnisten und vermehren konnten.
Vielleicht hat ja eine dieser vielen Krankheiten die in Theresienstadt existiert haben, auch dich erwischt oder vielleicht sogar einen Freund oder ein Familienmitglied von dir getötet.
Ich habe auch erfahren, dass euch dort die Kleidung weggenommen wurde und dass ihr vorgeschriebenes Gewand tragen musstet, außerdem musstet ihr unmenschliche, harte Arbeit erledigen, egal bei welcher Wetterlage, ob im tiefsten Winter oder im Sommer bei unerträglicher Hitze.
Was das für grausame Zustände gewesen sein müssen, kann ich mir wahrscheinlich gar nicht vorstellen, aber ich weiß, dass du nur so ungefähr 2 Jahre dort verbringen musstest, was dir sicher trotzdem wie eine Ewigkeit in der Hölle vorgekommen ist.
Am 29.9.1944 bist du dann von Theresienstadt abgeholt und nach Auschwitz gebracht worden, was sicher auch nicht wirklich eine Verbesserung war.
Ich nehme an, das die Lebensumstände dort für dich ähnlich grausam gewesen sind wie vorher in Theresienstadt.
Mit den anderen Eintreffenden bist du wahrscheinlich zuerst in Auschwitz II „selektiert" worden: Wer nicht arbeitsfähig war, ist in der Regel sofort in einer der vier als Duschräume getarnten Gaskammern in Birkenaus ermordet worden.
Eine weitere Gaskammer war in Auschwitz I. In diesen Gaskammern konnten täglich mehrere tausend Menschen umgebracht werden. Die Arbeitsfähigen mussten für verschiedene deutsche Firmen, darunter ab Frühjahr 1941 für die IG Farben, bis zur völligen Erschöpfung arbeiten, ich denke mir, das du bei diesen Menschen dabei warst. Es gab wieder kaum sanitäre Einrichtungen, die Nahrung war extrem knapp, die Leute magerten bis auf die Knochen ab, und Seuchen waren an der Tagesordnung. Du musst in dieser ganzen Zeit schrecklich gelitten haben und es tut mir furchtbar leid, dass du das einzig und allein wegen deinem Glauben durchmachen musstest!
Das einzige von dem ich mit Sicherheit sagen kann, das es dir dort in Auschwitz passiert ist, ist das du gestorben bist. Ich weiß nicht, ob du in eine der riesigen Gaskammern gesteckt worden bist, und man dir gesagt hat, du könntest dich duschen, ob du ohne besonderen Grund von einem Wärter totgeschlagen oder erschossen worden bist oder einfach durch eine Krankheit oder durch die unerträglich schwere Arbeit gestorben bist, aber Auschwitz ist in der ganzen Welt ein Symbol für Terror und Völkermord geworden, und es war das größte KZ, dass die Nazis hatten, also kann dein Schicksal dort auf keinen Fall angenehm gewesen sein. Ich kann mir nur zusammenreimen was du wirklich durchgemacht hast. Vielleicht war der Tod für dich sogar eine Erlösung von deinen Qualen, und wenn das stimmt, wenn der Tod wirklich das beste war, was dir hat passieren können, kann es keine Worte geben, die das überhaupt beschreiben können, was du in diesen Jahren erlebt hast.

Ich kann nur sagen, dass mir das alles furchtbar leid tut!
Silke



Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Die folgenden Worte und Gedanken möchte ich an die Zukunft oder vielleicht auch an das Schicksal richten.
Es handelt sich um Dinge, die an der Welt einfach geändert gehören, aber diese Nachricht an irgendeinen Menschen zu schicken, würde wahrscheinlich auch nichts zu dieser Änderung beitragen.
Die Leute sollten sich einmal klar machen, dass keine Spezies auf der Erde von Natur aus die Vorherrschaft hat, sondern dass sie die Menschen immer schon mit Gewalt an sich gerissen haben. Wir unterdrücken schon seit tausenden von Jahren alle anderen Lebewesen und greifen in die Natur ein, um uns Vorteile zu verschaffen. Aber das Machtstreben der Menschen ist damit noch lange nicht beendet.
Nicht nur, dass wir unsere Umwelt zerstören und damit den Lebensraum für die Fauna und Flora „unseres“ Planeten vernichten, oder dass wir jedem andere Lebewesen unseren Willen aufzwingen wollen, wir gehen sogar soweit, dass wir auf unsere eigene Art losgehen!
Die Geschichte zeigt das immer wieder. Menschen, die sich für überlegener und gebildeter halten, vertreiben andere, die ihrer Meinung nach weniger wert sind, von deren Land oder unterdrücken sie.
Angefangen von der brutalen Vertreibung und Vernichtung der Indianer durch die Europäer in Amerika, über die Unterdrückung der Menschen in den Kolonien, bis hin zu jedem einzelnen Krieg, der geführt wurde, wird deutlich, dass sich das Grundverhalten der Menschen nicht weiter entwickelt hat.
Zumindest sind wir nicht intelligenter oder toleranter geworden, wenn sich etwas geändert hat, dann dass wir immer modernere und brutalere Mittel finden, um an unser Ziel zu kommen.
Sind wir vielleicht nur intelligente Monster?
Was ich mir wirklich wünschen würde, ist dass die Menschen, und ganz besonders die Führer der einzelnen Staaten, Völker, ethnischen Gruppen oder Religionsgemeinschaften, lernen, gegenüber anderen Leuten tolerant zu sein.
Es ist klar, dass nicht jeder jedem gegenüber offen sein kann und nicht jeden mögen muss, aber man sollte zumindest akzeptieren, dass andere Menschen eben vielleicht anders denken als man selbst.
Ich sage nicht, dass man die Einstellung der anderen unbedingt mögen oder sie vielleicht sogar annehmen muss, aber man sollte in der Lage sein, zumindest die Ideen der anderen nachzuvollziehen und sie, auch wenn sie einem selber nicht gefallen, zu akzeptieren. Keiner wird sich von seiner Vorstellung, wenn er davon wirklich überzeugt ist, abbringen lassen, und deswegen sollte man erst gar nicht versuchen, andere Leute einer Gehirnwäsche zu unterziehen!
Wenn die Menschen sich endlich gegenseitig respektieren würden, ihr Eigentum, den Glauben und das Aussehen, dann könnten Ereignisse wie Vertreibung, Unterdrückung ung Auslöschung anderer Menschen, wie sie schon unsere Geschichte pflastern, in unserer Zukunft unwiederholt bleiben.
Denn eigentlich ist es unsere eigene Spezies, die wir vernichten!

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