Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Rachel Ranzenhofer verfügbar:

geboren am 12.08.1886 in Trebitsch
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Sobibor am 14.06.1942
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von ElisabethRanzenhofer, 16 Jahre, Gymnasium Hollabrunn, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Lebensgeschichte von Rachel Ranzenhofer:
(Bericht für das Projekt Letter to the stars)


Meine Urgroßmutter Rachel Ranzenhofer wurde als Rachel Ornstein in Trebitsch, in der heutigen Tschechischen Republik am 12.8.1886 geboren. Ihre Familie war sehr angesehen und wohlhabend.
Sie war eines von 16 Kindern und verbrachte ihre gesamte Kindheit in ihrer Geburtsstadt.

Am 2. Jänner 1910 heiratete sie meinen Urgroßvater, Carl Ranzenhofer. Er betrieb einen Textilhandel in Hollabrunn, eine Kleinstadt in Niederösterreich.
Im November 1914 kam Rachels erster Sohn Erwin zur Welt.Erst 9 Jahre später wurde ihr zweiter Sohn Walter geboren.
Die Familie war gut situiert und angesehen, als besonders fortschrittlich galt ihr Ehemann Carl, der als erster den Handel mit Textilkonfektion in dieser Gegend einführte.

Im Oktober 1938 musste die gesamte Familie nach Wien 9, Kolingasse 13/5 ziehen. Das war auch ihre letzte Wohnadresse. Ihr gesamte Besitz in Hollabrunn wurde arisiert und die Familie verlor alles, was sie besaß.
Am 14.6.1942 sollte sie mit dem Deportationszug Nummer 27 nach Isbica abtransportiert werden, dieser Zug hatte allerdings am Weg dorthin eine Panne, und somit wurde sie nach Sobibor gebracht. Dort angekommen, bestieg sie dann den Zug, der nach Isbica, dem eigentlichen "Ziel" fuhr.
Ihr jüngerer Sohn Walter war zu diesem Zeitpunkt schon nach England ausgereist, ihr Ehemann Carl und ihr älteres Kind Erwin waren allerdings im selben Zug wie sie.
In Isbica, ein kleines Nebenlager von Auschwitz, wurde sie dann, laut einer Bestätigung des Rotem Kreuzes, erschossen. Dabei hatte sie sehr viel Pech, denn sie starb in der Nacht bevor das Lager befreit wurde. Ihr Ehemann und ihr Sohn starben schon früher an einer Lungenentzündung.

Mein Großvater Walter überlebte den Krieg mit viel Glück. Wenn ihn seine Mutter Rachel nicht überredet hätte nach England auszuwandern, wäre er wahrscheinlich ebenfalls in Isbica ums Leben gekommen und ich könnte jetzt wohl die Recherchen für dieses Projekt nicht führen.

Meine Urgroßmutter war eine bemerkenswerte Frau, gab die Hoffnung sogar im schlimmsten Fall nicht auf. Ihr Herz war sehr groß und sie spendete viel an die Armen und an das Krankenhaus in Hollabrunn

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Liebe Rachel, liebe Urgroßmutter!
Mein Name ist Elisabeth und ich bin deine Urenkelin. Ich habe mich in den letzten Monaten viel mit dir und unserer Familie beschäftigt und habe dabei auch viel Interessantes aber auch Abschreckendes gefunden. Sobald ich von diesem Projekt, das größte Denkmal für euch Opfer des 2. Weltkrieg, hörte, wollte ich unbedingt mitmachen und so recherchierte ich eine ganze Weile. Natürlich vergaß ich auch deinen Sohn Erwin und deinen Mann Carl nicht. Ich hätte soooooo viele Fragen an euch, die eure Lebensgeschichte betreffen. Wie war die Stimmung damals? War der Hass gegen euch Juden wirklich sooo groß? Woran bist du eigentlich wirklich gestorben? Warum seid ihr nicht mit meinem Opa ausgewandert?
Mir ist schon klar, dass es wohl nie Antworten auf diese Fragen geben wird, aber trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass ich im Laufe meines Lebens Antworten bekomme, denn ich beende sicher nie wieder diese Recherchen über unsere Familie. Man könnte sagen, du hast mich auf den Geschmack gebracht. Ich hätte dich gerne einmal kennen gelernt.
Ich weiß allerdings, dass ich dir ähnlich schaue, eigentlich lebst du in mir ja weiter.
Ich habe keine Vorstellung wo du jetzt bist, ich hoffe nur dir geht es gut und du legst manchmal deine schützende Hand über mich.
Ich kann jetzt nicht sagen, ich hab dich lieb, weil ich dich nie kannte. Ich kann nur sagen, dass ich hoffe, dass nie wieder Leute wie Hitler an die Macht kommen, denn die haben mir die Chance genommen dich einmal persönlich kennen zu lernen, und deshalb hasse ich sie.
Deine Urenkelin Elisabeth

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Ich und meine gesamte Familie hoffen, dass so schreckliche Ereignisse, wie die im 2.Weltkrieg nie wieder geschehen. Ich werde mich persönlich dafür einsetzen, dass man die Opfer des Krieges nicht in Vergessenheit geraten lässt.


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