Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Martha Rosenblatt verfügbar:

geboren am 23.02.1907 in Horn, NÖ
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Lagow - Opatow am 12.03.1941
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Anna, 14 Jahre, BG Zwettl, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Martha Rosenblatt wurde am 23.2.1907 geboren. Ihre letzte Wohnadresse war Wien 9, Rurkenstrasse 31. Sie wurde am 12.3.1941 mit dem Transport 5/751 mit 997 jüdischen Männern, Frauen und Kindern ab dem Wiener Aspangbahnhof nach Opatow oder Laglow gebracht. Dies waren zwei benachbarte Kleinstädte 50 km ostlich von Kielce. Opatow hatte einen beträchtlichen jüdischen Bevölkerungsanteil, der sich durch Deportationen und Zwangsumsiedlungen weiter erhöhte. Die Wiener Deportierten mußten laut Zeugenaussagen nach ihrer Zeugensaussagen nach ihrer Ankunft teilweise in Massenquartiern in Stallgebäuden hausen, durften aber ihre Privatkleidung behalten und konnten sich tagsüber in der Ortschaft frei bewegen. Es gab weder Appelle, noch wurden die Familien getrennt. Die Anzahl der Ghettobewohner stieg ständi, und im Septermber 1942 lebten ca 7 000 Personen im Ghetto. Infolge von Unterernährung un Typhus starben viele Ghettoinsassen. Ab Juli 1941 begann die deutsche Polizei arbeitsfähige junge Juden in Arbeitslager zu bringen. Sie wurden asl Zwangsarbeiter für Straßenbau- und Steinbrucharbeiten bzw. in einer Motorenfabrik eingesetzt.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Liebe Martha!!!

Wegen dem Schulprojekt „Letter to the Stars“, bei dem wir am 5.Mai in Wien am Heldenplatz Briefe am viele Juden, die im 2. Weltkrieg gestorben sind, an Luftballons binden und wegschicken werden, haben wir, eine Gruppe von drei Mädchen, beschlossen, uns über dich und dein Leben zu informieren. Bei der Recherche haben wir erfahren, dass du erst 34, also noch sehr jung warst, als du mit vielen anderen Juden nach Opatow gebracht wurdest. Wahrscheinlich hast du auch deswegen sehr unter dem Krieg gelitten. Leider wissen wir nicht so viel über dich , dass wir sagen könnten, ob du einen Mann oder sogar Kinder gehabt hast. Aber vielleicht hast du dich im Krieg von deinem Mann trennen müssen oder von deinen Kindern! Auch heute müssen noch viel zu viele Menschen so schweres Leid tragen. Viele tausend Väter müssen unfreiwillig ihre Familien zurücklassen, um sie vielleicht auch nie wieder zu sehen. Und das nur, weil verschiedene Menschen glauben, sie können einen Konflikt nicht lösen, ohne Krieg zu führen. Das ist sehr schlimm! Wir denken dabei besonders an den derzeit aktuellen Irak – Krieg. Im Gegensatz zu dir oder den vielen anderen leben wir hier wie Könige! Wir müssen uns nie sorgen, wo wir am nächsten Tag das Essen herbekommen oder brauchen uns nie vor Bomben zu fürchten. Doch wir glauben, dass uns das alles gar nicht so bewusst ist. Auch wenn wir hier versuchen, uns in deine Situation hineinzudenken, werden wir wahrscheinlich und hoffentlich nie dasselbe fühlen. Wir drei können uns einfach nicht vorstellen, wie es gewesen ist, wenn du im der Nacht im Bett gelegen bist und nicht gewusst has, ob du den nächsten Tag überleben wirst, ob du tot in einem Massengrab lieben oder sogar verbrannt werden wirst.
Wenn nicht dieser grausame Krieg gewesen wäre, könntest du ja sogar noch leben! Immerhin hättest du am 23. Februar erst deinen 96. Geburtstag gefeiert. Für dich wäre es sicher schön gewesen, wenn du vielleicht zusammen mit deinen Kindern und deinen Enkelkindern diesen Geburtstag hättest feiern können. Aber leider sollte es nicht so sein. Jüdin zu sein war eben damals gefährlich. Eigentlich war es ja wirklich ein VERBRECHEN, dass man euch Juden ohne Erbarmen verfolgt, gefoltert und umgebracht hat, nur weil ihr eine andere Religion hattest! Da auch du eine Jüdin warst und noch immer wärest, wenn du noch leben würdest, hast du es bestimmt sehr schwer gehabt. Abgesehen von den schweren Krankheiten wie Typhus, die auch in dem Ghetto in Opatow gewütet haben, musstest du vielleicht sogar ein Arbeitslager ertragen, das nur für Juden gemacht wurde.
Wir haben natürlich so manches über den 2. Weltkrieg von unseren Großeltern, Verwandten und Bekannten gehört. Aber die waren ja keine Juden. Ein Urgroßvater von einer von uns, verlor zum Beispiel durch eine Handgranate einen Arm. Und da kam er noch gut davon! Aber du weißt natürlich selbst Bescheid, wie es damals zugegangen ist. Schließlich hast du das alles mit eigenen Augen gesehen.
Auch das muss für dich sicher schlimm gewesen sein, wenn du jeden Tag hunderte Juden in den Ghettos und bei den Arbeiten sterben sahst. Natürlich oder auch nicht natürlich! Wir wissen natürlich, dass viele Juden sterben mussten, auch wenn sie nichts getan haben Viele Menschen mordeten einfach, weil es ihnen Spaß machte, oder weil sie schlecht aufgelegt waren. Vielleicht erging es dir auch so wie verschiedenen Menschen in dem Film „Schindlers Liste“! In diesem wurde eine Frau, auch eine Jüdin, erschossen, nur weil sie einen guten Vorschlag gemacht hatte. Wahrscheinlich hielten die Aufseher es einfach nicht aus, dass eine Jüdin Recht hatte! Wir haben auch versucht, noch einige Verwandte von dir ausfindig zu machen. Doch anscheinend wohnt niemand mehr in Wien 9, Türkenstraße 31! Vielleicht steht das Haus auch gar nicht mehr! Doch das wäre schade, weil so wären alle Spuren von deinem Leben wie ausgelöscht! Und in ca. 30 Jahren oder noch früher wird dich kein Mensch mehr kennen, geschweige denn noch mit guten Erinnerungen deiner gedenken! Wahrscheinlich werden auch wir nicht mehr an dich denken. Doch andererseits wird es noch vielen Menschen so gehen und es ist auch schon vielen so gegangen.
Am 5. Mai werden wir diesen Brief and dich wegschicken und wir hoffen, dass ihn jemand finden wird und auch liest. Wir drei leben im Waldviertel, im kleinen Städten und Dorfern. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass wir diesen Brief je wieder sehen werden. Wir könnten dir Einiges erzählen, was sich hier im Waldviertel so tut und es würde dich vielleicht sogar interessieren, was aus all den grünen Wäldern und Wiesen geworden ist. Schließlich bist du ja selbst im Waldviertel, in Horn, geboren. Doch das ist nicht mehr notwendig, weil du diesen Brief sowieso nie lesen wirst. Kurz zusammengefasst können wir nur sagen, dass Horn sicher größer geworden ist im Gegensatz zu früher und dass aus vielen Wiesen und Wäldern wahrscheinlich Baugründe geworden sind. Aber so genau können wir das natürlich nicht sagen, weil wir nicht wissen wie es früher ausgeschaut hat. Doch immerhin weißt du vielleicht, dass wir an dich denken und uns für dich interessieren. Jedenfalls hoffen wir das. Wir wissen leider nicht, wo du gestorben bist. Wir können nur für dich hoffen, dass du früh gestorben bist und nicht zu viel von diesem mehr als grausamen Krieg erlebt hast!! Wir hoffen auch, dass du dich über diesen Brief freust, auch wenn noch so viele schwere Erinnerungen aus deinem Leben damit verbunden sind!!!!

LIEBE GRÜßE:

Anna H., Anna S., Sonja B. !

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Liebe Zukunft!

Jeder einzelne von uns stellt sich die Zukunft anders vor. Wir zum Beispiel denken uns, dass man in der Zukunft mit der Technik so weit ist, dass man sogar schon von Planet zu Planet sehr schnell mit dem Raumschiff fliegen kann. Auf diesen Planeten wird es ganze Städte geben, in denen Menschen leben. Aber wir wollen nicht von der Zukunft träumen, die wir nicht mehr erleben werden. Vielleicht gibt es nach uns keine Zukunft mehr, weil viele Forscher und Wissenschaftler oft vom "Ende der Erde" reden. Doch das können wir uns nicht vorstellen. Wir hoffen, dass die Menschen aus ihren Fehlern lernen und es in der Zukunft keine selbstverschuldeten Umweltkatastrophen mehr geben wird. IN unserer Zeit ist es schon schrecklich genug. Immer herrscht irgendwo Krieg. Völker führen gegeneinander Krieg, wehen der Politik eines Staates, oder Menschen werden wegen ihres Glaubens ermordet. Der schrecklichste Krieg bis heute war der 2. Weltkrieg, der in unserem Nachbarstaat Deutschland begann und viele Länder betraf. Viele Soldaten, Zivilisten und Regimegegner kamen ums Leben. Wir fragen uns oft, wann einmal Friede auf der Erde herrschen wird! Wir hoffen, dass es bei euch in der Zukunft Frieden gibt. Friede heißt für uns, dass alle miteinander zurecht kommen und das beginnt bereits beim Zusammenleben in den Familien.
Viele Grüße, Anna S., Anna H. , Sonja B. !!!!!!

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