Diese Geschichte wurde im Projekt "Die Letzten Zeugen" erstellt.
Edith Friedlander über ihren Besuch in Wien im Projekt 3808
Liebe Freunde von Letter to the Stars,
Ich wollte schon lange schreiben, aber hatte einige Hausgäste. Außerdem hatte ich Schwierigkeiten mit dem Computer.
Wie schon gesagt fand ich die ganze Erfahrung unglaublich berührend und empfand es als Weg zur Hoffnung für die Zukunft. Nicht nur waren alle Mitglieder der Organisation wirklich freundschaftlich auch die anderen Teilnehmer waren sehr positiv und ich habe freundschaftliche Beziehungen mit einigen aufgenommen.
Was ich auch sehr erfreulich fand war, dass Personen nicht verbunden mit "Letter to the Stars" so positiv zu unserer Gruppe reagierten.
Vier von unserer Gruppe (alle Friedlanders und Frau Brössler), wollten eine Fuehrung in der Staatsoper nehmen. Da wir noch Zeit hatten gingen wir zur Ausstellung über die Oper in den Jahren von 1938 bis 1945 und später. Es war unglaublich interessant und wir merkte plötzlich, dass wir die letzte Führung durch das Opernhaus fast versäumt hätten. Ein junger Herr, der uns zuhörte, kam zu uns und sagte: "Sorgen Sie sich nicht ich gebe ihnen eine Privatführung wenn sie ein wenig warten. Es stellte sich heraus, dass Dr. Andreas Lang, der Kurator der Ausstellung und Operndramaturg und wirklich eine großartige Tour gab und am Ende sogar den schönen Katalog schenkte.
Der Ton der Ausstellung machte es klar wie sehr Herr Dr. Lang die Haltung der Oper unter den Nazis verurteilte.
Ich saß in einem Kaffeehaus in der Herrengasse und las eine Schweizer Zeitung. Als ich die Züricher wieder aufhängen wollte griff eine Damen danach. Ich sagte: „Es ist eine sehr gute Zeitung" und ihre Antwort war „Ich lese die und den Standard.“ Das brachte uns ins Gespräch (ich hatte das 38-08 um meinem Hals) und wir diskutiert Hass und Versuche zur Versöhnung. Beim Abschied reichte mir die Gesprächspartnerin ihre Visitenkarte:: Ministerialrätin Mag. Lydia Sadaat, Leiterin des Referates Asien, Nahosten, Mittelmeer und Lateinamerika. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine derartige Begegnung in meiner Jugendzeit möglich gewesen wäre.
Weniger erfreulich war die Reaktion vieler Bekannten hier in New York, die einfach nicht zugeben können, dass es viele jüngere Leute in Österreich gibt, die die böse Vergangenheit verurteilen und alles machen um eine Wiederholung zu verhindern.
Für mich wurde die Tatsache zum Symbol, dass man jetzt in jedem Park auf den Rasen treten darf. In meiner Kindheit war das streng verboten.
Ich will mich noch bei allen Mitglieder der Organisation bedanken, dass sie mir eine so wunderbare und positive Erfahrung in so einer eleganten Art ermöglicht haben.
Mit besten Wünschen für die Zukunft,
Edith K. Friedlander